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[Bericht] iWelt-Marathon Wuerzburg bzw. Halbmarathon 2022
(zu alt für eine Antwort)
Juergen
2022-06-13 23:09:09 UTC
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Name des Laufes: 20. Würzburg Marathon (iwelt marathon würzburg).
Datum: 29.5.2022
Ort: Würzburg
Streckenlänge: HM, MA, MA-Staffel
Profil: Flach
Bedingungen: Bester Laufwetter, weder heiß noch schwül wie sonst so oft
in Würzburg.
Teilnehmer: Laut Veranstalter > 4000 Anmeldungen.
Habe mal gerechnet: Keine 2000 Läufer und Läuferinnen im Ziel.
(Marathon 397, Halbmarathon 1156, Staffeln 40 (bis zu 6 Läufer)
(Kinderläufe Samstag vorher: ca. 200 Teilnehmer,
Firmenlauf Mittwoch vorher 272)

Kurzfassung:

Mangels ernsthaften Training habe ich mir um diesen Lauf, für den ich
mich noch 2019 angemeldet habe, einen ziemlichen Kopf gemacht. Zweimal
war er wegen Corona schon ausgefallen. Doch dann bin ich das Ding
einfach gelaufen und gar nicht schlecht wie ich finde.

Langfassung:

Diese Veranstaltung war von Corona gezeichnet.

Wie früher hab ich schon Samstag meine Startnummer und das vorbestellte
Shirt abgeholt. Und dabei die Messe vermisst – es gab ein paar
Promo-Stände und immerhin eine Portion Nudeln. Nach Laufschuhen gucken
und ein paar Gels kaufen – Fehlanzeige.

Am Marathonsonntag hatten wir dann eine kleine Fahrgemeinschaft – sehr
erfreulich für mich. Weniger erfreulich die unglaublich lange Schlange
vor dem Klo im Congresscentrum– neuer Rekord. Draußen sah ich den Grund
– wo sonst 15 Dixi-Klos oder so nebeneinander standen gähnende Leere.
Schlecht für mich. Gut dass ich dann doch noch das Einzige überhaupt
fand und sogar benutzen konnte – lang lebe der letzte Startblock.

Mit Rücksicht auf meine schlechte Vorbereitung war mein Plan, mich
erstmal an die Zugläufe für 2:14h zu halten. Hab sie in der
Startaufstellung gefunden und ein wenig mit ihnen geplaudert. Dann ging
es auf der noch feuchten Straßen bei besten Laufwetter – ca. 10 °C
heiter bis wolkig los. Erstmal über die Brücke der Deutschen Einheit,
danach ist km1 rum – Tempo passt. Ich bleibe erstmal bei den Zugläufern,
so bis zur ersten Wasserstation, nach km3 werde ich irgendwie etwas
schneller – Wohlfühltempo. In der nicht ganz so schönen Zellerau laufen
wir auch am Vogel-Convention-Center vorbei, wo zwei Tage vorher die neue
Fränkische Weinkönigin gewählt wurde.

Weiter geht’s an der Talavera und den Viehmarktparkplatz vorbei. Als ich
zu Dreikronenstraße hoch und der Sonne entgegen laufe, erschrecke ich
etwas. Ihre Strahlen setzen mir ganz schön zu – jetzt schon, auf km 8.
Zum Glück verzupft sie sich bald wieder. Kurz darauf geht es an der
Alten Mainbrücke vorbei, wäre eine tolle Abkürzung zum Ziel, aber wer
soll einem die Zeit glauben.

Nach km8 hole ich zwei Frauen ein die scheinbar Partnerlook tragen –
aber nur Zufall, haben im gleichen Laden die türkisen Singlets gekauft.
Ich komme mit Andrea ins Gespräch, die mir erzählt, dass es ihr erster
Halbmarathon ist. Ist erzähle ihr ein bisschen was und ziehe sie mit
nach Heidingsfeld. Als wir nach dem Wendepunkt auf die Adenauer-Brücke
zulaufen sage ich ihr, dass wir gleich mehr als die Hälfte haben. Ein
Läufer vor uns korrigiert mich, gleich kommt schon das Schild für km12.
„Prima sage ich“, dann haben wir ja nur noch einstellige Kilometer bis
zum Halbmarathon-Ziel“. Dort wird er mir später sagen, dass er es
bewunderte, dass ich soviel reden konnte. Tja, damit sollte es bald
vorbei sein.

Auf der anderen Mainseite angekommen fummel ich vor der Wasserstation
mein erstes Gel aus dem Gesäßtäschchen – zwei Jahre über den
Ablaufdatum, gab ja nichts neues. Und Zack – die Zugläufer haben mich
eingeholt und überholen. Dranbleiben ist nicht, wie ich einsehen muss.
Also weiter durch die Sanderau. Nach km14 sehe ich einen Läufer, der
fast in ein geparktes Auto läuft. Frage ihn, wovon er träumt, er meint,
dass er gerade am Rechnen war – welcher Läufer kennt das nicht wenn die
eigentliche Zielzeit nicht mehr erreichbar ist.

Jetzt ein wenig am Main lang, dann die Neubaustraße hoch – plötzlich
werde ich persönlich angefeuert ohne mitzubekommen von wem eigentlich.
Bald wird die Strecke etwas unterhaltsamer, nach der FH geht es in
Richtung Landgericht, dass ich beim Vorbeilaufen mal wieder nicht
wahrnehme – ich freue mich, bald an der Residenz zu sein. Von da sind es
nur noch vier km bis ins Ziel und es ist Zeit für mein zweites Gel. Seit
vier Jahren abgelaufen, dafür mit Koffein, ich kann es schon fast kauen
und nehme lieber zwei Becher Wasser dazu im gehen.

Nach der Theaterstraße kommt, was kommen muss – eine Art Spitzkehre am
Ende der Semmelstraße, das Schild km 18 kommt dagegen nicht, nur die auf
den Asphalt gepinselte Zahl, das Schild steht auf der anderen Seite des
Gehwegs falschherum. Ich nehme zwar eine Zwischenzeit, rund eine Minute
zu langsam auf 3 km, beachte sie aber kaum. Jetzt geht es erst Richtung
Bahnhof, dann hinten an C&A vorbei und die Kaiserstraße hinauf. Leider
fast keine Zuschauer.

Am Barbarossaplatz bekreuzige ich mich im Laufen – am 25. Juni 2021
starben hier bei einem Messerattentat Menschen. Dem Täter, einem
32-jährigen Somalier, wird derzeit aufwändig der Prozess gemacht, dabei
steht schon fest, dass er vermutlich wegen Schuldunfähigkeit in
Sicherungsverwahrung landen wird (er gibt an, Stimmen mit Befehlen
gehört zu haben). Weiter über die Juliuspromenade zur Schönbornstraße.
Hier gibt es kurz vor dem Dom eine Band und etwas dahinter die letzte
Verpflegungsstation. Cola und Iso sind doch eine schöne Mischung :-),
und wenns nur für den Kopf ist.

Die Neubaustraße wieder runter, am Polizeipräsidium vorbei und dann am
Main entlang. Hier hat man einen schönen Blick auf die Festung und die
alte Mainbrücke, unter der man auch durchläuft, doch das Schild km20
interessiert mich irgendwie mehr. Ein Frau hat „Energiebündel“ oder so
auf dem Shirt stehen, als ich sie einhole frage ich, ob sie noch Energie
übrig hat, sie verneint.

Kurz laufe ich auf den Dom zu, dann geht’s die Schulgasse rauf zum
Marktplatz. Da hat man einen schönen Blick auf die Marienkapelle, ich
will aber jetzt ins Ziel. Früher ging die Strecke hier quer über'n
Marktplatz, dank Weindorf führt sie nun an einem Bauzaum vorbei, Öde und
keinerlei Stimmung. Noch schnell am hinterm Rathaus vorbei – endlich in
der Kamelitenstraße. Das ist sozusagen die Zielgerade. Die
Juliuspromenade gequert, hier war ich heute doch schon mal, und
vergeblich das Schild für km21 gesucht. Weiter rechts um Eck, links um
Eck, und im Ziel – Uhr stoppen. Bin etwas überrascht, doch noch deutlich
unter 2:20h. Später soll 2:16:21 auf meiner Urkunde stehen.

Wenn ich richtig rechne, müssten die Zugläufer ca. 400 Meter vor mir
gewesen sein, gesehen habe ich sie nicht mehr. Stellenweise müssten die
Sichtachsen das hergeben, aber sie haben ja keine Luftballons mehr.

Kurz ausgegangen, ausgeschnauft und die Medaille abgeholt. Die ist toll,
mit Glitzersteinchen weil es der 20. Marathon in Würzburg ist, und die
Zahl ist schwenkbar gelagert. Da kommt auch schon Andrea, etwas zwei
Minuten nach mir, sie meint, die Brücke rauf konnte sie mir nicht mehr
folgen.
Dann genieße ich die Zielverpflegung. Ich habe Zeit, denn mein Fahrer
für den Heimweg läuft den ganzen Marathon.

Was bleibt – hat Spaß gemacht mal wieder sowas zu laufen und Bekannte zu
treffen, auch wenn die Zeiten von früher inzwischen unerreichbar sind.
Letztlich haben sie eh niemanden interessiert. Etwas bedauerlich fand
ich den Rahmen des 20. Marathons in Würzburg. Auch die Massage im Ziel
ist wohl Corona zum Opfer gefallen. Ohne Rücklagen und wenn die meisten
schon für 2020 gemeldeten Läufer ihre Startgebühr zurück gefordert
hätten, wäre der Marathonverein wohl in die Insolvenz gegangen.

Nicht so toll fand ich die Terminüberschneidung mit dem Afrika-Festival
– die Talavera stand nur eingeschränkt als Parkplatz zur Verfügung – und
dem Weindorf. Generell sollte der Veranstalter vielleicht mal überlegen,
ob er zwei von drei Zufahrtsmöglichkeiten zur Talavera so früh sperren
muss weil sie Teil der Laufstrecke sind.

3er-Splitts (Pulsgurt hab ich im Kleiderbeutel vergessen):
19:11 (@6:16) 19:01 (@6:13) 18:57 (@6:16)
19:06 (@6:16) 19:33 (@6:26) 20:02 (@6:30) 20:34 (@6:21)
Splitts vom Garmin Forerunner übernommen, der meist 20 bis 80 Meter
mehr Strecke gemessen hat. Letzter Splitt ist km 18 bis Ziel, also
mindestens 3,1 km, laut Forerunner 3,24 km.

Trotz der bescheidenen Tempos hatte ich so 2 Tage Muskelkater, am
Mittwoch konnte ich wieder ohne schmerzende Beine laufen gehen.
Herbert Demmel
2022-07-09 08:31:24 UTC
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Post by Juergen
Name des Laufes: 20. Würzburg Marathon (iwelt marathon würzburg).
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Post by Juergen
Langfassung: [...]
Danke Jürgen, für die Beschreibung Deiner Eindrücke beim HM.

Dein Bericht motiviert mich.


Keep on running!

Herbert

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